Die Geschichte des Weines auf Mallorca

“Die Weine der Balearen sind durchaus mit den besten Weinen Italiens zu vergleichen”

Die Geschichte des Weins auf Mallorca reicht bis in die Antike zurück. Es wird angenommen, dass die Römer den Weinbau auf der Insel eingeführt haben,
und es gibt archäologische Beweise dafür, dass Wein auf Mallorca seit mindestens 2.000 Jahren produziert wird.
So schrieb der römische Natur- und Geschichtsforscher Cayo Plinio der Alte in seinen Werken über Natur & Geschichte
"die Weine der Balearen sind durchaus mit den besten Weinen Italiens zu vergleichen".
Während der fast fünf Jahrhunderte langen Herrschaft der Araber vom 8. bis zum 12. Jahrhundert hielt sich der Weinbau nur deshalb, weil getrocknete Trauben auf Grund der langen Haltbarkeit ein äußerst beliebtes Lebensmittel waren.
Im Jahre 1229 eroberte Jaime I. (1213-1276) die Inseln und gründete später ein eigenes Königreich Aragón (zu dem auch das französische Roussillon und das spanische Katalonien gehörte), das bis zum Jahre 1343 Bestand hatte. Die Weinproduktion auf Mallorca bekam wieder neuen Aufschwung. Adel und Klerus besaßen eigene Kellereien. Die hohe Qualität des Inselweines kann man daran ermessen, dass die mallorquinischen Winzer im folgenden Jahrhundert zu Lieferanten des aragonesischen und kastilischen Königshofes avancierten. Zwar berichten nicht alle Quellen nur Gutes über damalige Weine: einige sollen eher Löcher in die Tische geätzt haben.
Jedenfalls blieb der Weinanbau in den darauf folgenden Jahrhunderten dessen ungeachtet ein wirtschaftlicher Faktor. Viele Menschen fanden auf den Weinfeldern Arbeit. Es wurden verschiedene Sorten angebaut, darunter Manto Negro und Callet, die auch heute noch auf der Insel zu finden sind.
Die Stadt Binissalem wurde im 14. Jahrhundert  zum Zentrum des Weinbaus auf Mallorca, und es wurden sogar spezielle Weinfässer angefertigt, um den Wein auf dem Seeweg zu exportieren. Während dieser Zeit exportierten die mallorquinischen Winzer ihren Wein in andere Länder wie Frankreich und Italien.

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts sollen jährlich 335.000 Hektoliter produziert worden sein. (Heute erreicht die Inselerzeugung ca. 40.000 Hektoliter Wein im Jahr. - Stand: 2014)
Nachdem Philoxera – in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeschleppt – in kurzer Zeit die französischen Weinberge ruiniert hatte, waren zunächst die Franzosen zum Import großer Weinmengen gezwungen. Dann zerstörte die kleine Reblaus die Rebstöcke auch in Portugal, Italien, Deutschland und der Schweiz. Plötzlich wollte ganz Europa mallorquinischen Wein. Diese Boomphase begann 1865 und fand 1891 mit einem Export von 500.000 Hektolitern ihren Höhepunkt.
Die Nachfrage war beinah zu groß für die Produktion. Darunter litt letztlich die Qualität. Schließlich erreichte die Plage über das Rioja 1891 auch die Sonneninsel. Innerhalb weniger Jahre standen schnell zu Reichtum gelangte Inselwinzer wieder vor dem Aus. Von dieser Katastrophe erholte sich der Weinanbau der Mittelmeerinsel nur langsam. Denn weitere Rückschläge brachten der 1.Weltkrieg und der spanische Bürgerkrieg in den 30er Jahren.
In den 60er Jahren ging es endlich wieder aufwärts. Mit den Touristen stiegen Nachfrage und Produktion. Diese 60er-Jahre-Weine waren allerdings meist von minderer Qualität und galten als ‚Schädelbrecher’. Viele dieser Weine für Hartgesottene mit einem Hang zur Mutprobe kamen in Wahrheit vom Festland, da die mallorquinische Produktion für den Weindurst der Touristen nicht mehr ausreichte. Aber der schlechte Ruf blieb. Freilich ist auch dieses Kapitel bereits Geschichte.
Parallel mit den gestiegenen Ansprüchen des Massentourismus und der steigenden Zahl von Individualtouristen besannen sich junge, unabhängige Winzer auf die Jahrhunderte alte Tradition des Weinbaus. In diese Jahre fällt eine allgemeine Rückbesinnung auf altes Brauchtum und eine Suche nach kultureller Identität.
In Porreres wurde in den 80er Jahren begonnen, französische Rebsorten wie Merlot, Chardonnay und Cabernet Sauvignon anzubauen. Hier wurde auch der erste mallorquinische Sekt kreiert, den die Mallorquiner, unbeeindruckt vom französischen Original, ‘champàn’ nennen. Binissalem und Pla i Llevant tragen als erste Weinbaugebiete der Balearen die Denominación de Origen, abgekürzt D.O., das Prädikat für die kontrollierte Herkunftsbezeichnung spanischer Qualitätsweine. Und einige Inselweißweine gehören zu den besten, die Spanien zu bieten hat.
Viele neue Weine aus Mallorca sind sehr individuell in ihrem Stil. Einige junge Winzer experimentieren und wollen sich keine Beschränkungen auferlegen. Daher tragen diese Weine nicht die Qualitätsbezeichnung D.O. Binissalem oder D.O. Pla i Llevant, sondern kommen als Tafelweine auf den Tisch, was nicht für mindere Qualität steht, sondern eher für Innovation.
Derzeit verzeichnet die Weinbranche auf Mallorca ca 100 Bodegas, d.h. Wein produzierende Betriebe. Diese – vorrangig kleine bis mittelständige Betriebe – verfügen meist selbst nicht über ausreichend Anbaufläche um ihre Produktion abzudecken. Folglich kaufen sie zusätzlich das Lesegut – die Trauben - von lokalen Weinbauern, von denen es derzeit circa 200 auf der Insel gibt. Zu diesen zählen zum einen die großen Erzeuger wie auch die kleinen, die auf ihrer Finca Weinreben anbauen.

Damit endet keinesfalls die Geschichte des Weins auf Mallorca, sondern es wird lediglich ein neues Kapitel aufgeschlagen...

Kommen Sie mit uns auf eine unserer Weintouren und erfahren Sie mehr über Mallorca, seine Weine und die Menschen, die dahinter stehen!

 

Bild links: Por Geoffrey Cesare Cantù, Milano 1859, Enllaz
Bild rechts: Von Pliny the Elder - 2d copy, Gemeinfrei, Link

König Jaime I. von Aragon
Bild: Von Gonçal Peris Sarrià und Jaume Mateu - MNAC, Gemeinfrei,

Die Geschichte des Weines auf Mallorca Die Geschichte des Weines auf Mallorca

Bild links: lokale Rebsorte Callet (Foto: MCT)
Bild rechts: Bote mallorquin (FOTO:MCT)

Die Reblaus

Veröffentlicht in Blog und verschlagwortet mit , , , , , , , , , , .

Schreibe einen Kommentar